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58 -f I .

1

mm RERVM GERNAMGARlll.

GESGHIGHTSQUELLEN DEVTSGHLANDS

HERAUSGEGEBEN

VON

JOH. FRIEDRICH BOEHMER.

ERSTER BAND.

JOHAIINES VICTORIENSIS VND ANDERE GESCHICHTSQimLLEN DEUTSCm.ANDS

IM TIERZEHNTEN IAHRHUNDERT.

STUTTGART.

J. G. COTTA'SCHER VERLAG.

1843.

JOHANNES VIGTORIENSIS

UND

ANDERE GESGHIGHTSQVELLEN DEVTSGHLANDS

IM VIERZEHNTEN lAHRHUNDERT.

HERAUSGEGEBEN

VON

JOH. FRIEDRIGH BOEHMER.

STUTTGART.

J. G. COTTA'SCHER VERLAG.

1843.

I N H A L T.

Seite

Vorrede . . .- V

1. Monachi Furstenfeldensis Chronica de Gestis Principum

1273-1326 . . 1.

2. Nicolai Botrontinensis Relatio de Heinrici septimi imperatoris

Itinere Italico 1310-1313 . . 69.

3. Chronicon de ducibus Bayariae 1311- 1372 . . 137.

4. Yita LudoYici quarti imperatoris 1312-1347 . . 148.

5. Der Streit zu Muhldorf 1322

a} nach der altesten handschrift 161.

b3 nach Karaians berichtigung 164

6. Notae historicae Yeronenses 1325—1327 . . 167.

7. Albertini Mussati Ludovicus Bayarus .... 1327^1329 . . 170.

8. Der HoHag zu Coblenz 1338

a} i|ach der Flandrischen chronik 190.

b) nach Heinricus Knyghton 191.

9. Briefe Ludwigs des Baiern 1315-1327 . . 192.

10. Yita Karoli quarti imperatoris ab ipso Karolo conscripta

1316-1346 . 228.

11. Johannes Yictoriensis 1211—1343 . . 271.

12. Michaelis Herbipolensis Annotata historica

1079. 1250. 1266. 1332—1354 . . 451.

13. Lupoldi de Bebenbnrg Dictamen de modemis cursibus regni

et imperii Romanorum C1341} . . 479.

Berichtigungen und zusatze 485.

V 0 R R E D E.

Als ich vor mehreren iahren bei bearbeitung der regesten liaiser Ludwig des Baiern die gleichzeitigen geschichtsquellen durchlas um den geeigneten theil ihres inhalts mit den urlcunden- auszUgen zu Terbinden, bedauerte ich die unvoUliommenheit die zerstreutheit und die unbequemlichlceit der abdrUclce iener quellen um so lebhafter, ie unerwarteter ich mich von dieser zeitperiode angezogen fiihlte, und ie mehr ich mich ttberzeugte, dass auch nach den verdienstlichen leistungen neuerer schriftsteiler, nament- lich meines landsmannes von Olenschlager, hier noch sehr viel zu thun sei, und dass ein voUstdndiges und richtiges bild vorzugs- weise nur aus der vergleichung der auf verschiedenen stand- puncten stehenden mitlebenden beobachter unter sich und mit den urlcunden geschdpft werden Iccjnne.

Denn iene zeitperiode gehdrt zwar gewiss nicht mehr zu den grossartigen und eigentlich erfreulichen unserer vaterlands- geschichte; die drei grossen hSuser aus Sachsen Franken und Schwaben, die glorreich an der spitze der nation gestanden hatten, waren dahin. Eine minderiShriglceit und ein dadurch veranlasster thronstreit hatten die kraft des hohenstaufischen hauses schon vor seinem erldschen wankend gemacht; dielandes- hoheit, welche sich mit und nach dem zerfall der herzogthUmer zu entwickeln begann. enthielt den keim der aufldsung des reichs. Vielleicht hatte sich diese noch aufhalten lassen, denn reichbegabt gleich seinen ahnen wuchs endlich Friedrich heran. Aber der verhSngnissvoIIe besitz Siciliens entfemte ihn aus

VI Y 0 R R E D E.

Deutschland, die bildung einer zwischenmacht im Lombardischen bunde schnitt ihn davon ab, und statt in der heimat die zUgel des regiments mit seiner krlLftigen hand zu halten und von dort aus zu wirken, verpflanzte sein trauriger streit mit der kirche neue und unheilbarere entzweihung in das verwaisete vaterland.

Indessen war auch damals noch nicht alles verloren. Gerade iene unwissenheit Uber die dffentliche verfassung, welche das anmassliche hervortreten sieben ausschliesslicher churfQrsten im dritten viertel des dreizehnten iahrhunderts mdglich gemacht hatte, diese hatte auch damals und wie lange! den um- schwung der dinge minder bemerkbar gemacht und dessen tiefere einwurzelung verhUtet. Wilhelm und Richard waren zwar nur kOnige im Rheingebiet, aber endlich ndthigte doch das verlangen der nation, besonders auch der bund ihrer st&dte, zu einer einmttthigeren und wttrdigeren wahl. Nachdem Rudolf die neue macht im Osten gebrochen und die festigung seines hauses in Oestreich vollbracht, alterte er allerdings ohne die kaiserkrone auf dem haupte zu tragen, und die wahl eines kleinen grafen ihm zum nachfolger zeigte was der ttbermuth der churfursten wagen mochte. Allein Albrecht hatte wieder macht und willen das reich herzustellen, und wenn ihn auch darum der mord- stahl traf , so hatte doch Heinrich von Ltttzelburg noch einmal die erinnerung alter grdsse erneut, und erwartungen geweckt, deren verwirklichung sein frUher tod nur aufzuhalten, nicht zu hindern schien.

Oamals als es noch zweifelhaft war, ob der strom deutscher geschichte wieder in einheit gesammelt nochmals mlichtig durch stufenlftnder dahin brausen, oder ob er schon zu seinem delta gelangt nun in sand und schlamm sich verlieren sollte: da erfolgte die doppeltwahl Friedrichs und Ludwigs. Nun schwankte die wage ein drittel iahrhundert hindurch zwischen Habsburg- Oestreich und Baiern und LUtzelburg. £s war eine zeit in der viel und zum theil sehr geheim unterhandelt wurde, aber auch noch wurde das schwert gefUhrt. Die verhUtnisse zum ausland waren zwar nicht mehr gleichgUltig seit Frankreich auf den von keinem kaiser mehr geschirmten pMbstlichen stuhl einfluss gewonnen, sie gaben aber noch nicht wie spsiter die entschei- dung; diese lag noch in der innern kraft. So wechselvoll aber waren die schicksale, dass dreien zeitgenossen , deren von ein-

VORREDE. YU

ander unabhSngige aufzeichnungen dieser band enthalt, das „1udit in humanis divina potentia rebus^' wahlspruch der zeit zu sein schlen. Da sehen wir die schOne einigkeit des Habs- burgischen hauses, die treue Friedrichs, die tapferkeit Lupolts, die weisheit Albrechts, des gelMhmten der es dennoch erlebte iene bei sich httlfe suchend zu sehen, die ihm einst den theuren bruder bezwungen. Dann Ludwig, der seine erhebung nicht gesucht aber auch nicht abgelehnt hatte, unruhig aber auch unermQdet, hin und her schwankend weil seine macht fUr sich allein nirgends den ausschlag gab, mehr als einmal im begriff auf das reich zu verzichten, aber immer wieder gehoben, mit keinem verbttndet mit dem er zu anderer zeit nicht auch gestrit- ten Mtte^ unAriedlich mit bruder und vetter, zuletzt, nachdem er Brandenburg Holland und Tirol an sQhne verliehen hatte, das so oft getheilte Baiern fast ganz in seiner hand vereinigend? aber dennoch bis an das lebensende nicht gesichert, und dem wafTentodeskampf um die krone nur durch pltftzliches sterben enthoben. Endlich k(jnig lohanns ungestUme thStigkeit, gestUtzt auf ein kOnigreich das er erobert hatte aber nicht liebte, nun kampfend nun verhandelnd sei es an den grslnzen Lithauens, am fusse des Apennins oder in den ebnen Flanderns, in Deut- schland sein gewicht bald in diese bald in iene wagschale werfend, berathend in Avignon, siegend vor Krakau, sterbend bei Cressi ; wUirend sein erstgeborner klUger aber nicht tapferer heranwMchst, und die krone, die ihm der vater wie im fluge aufgesetzt hat, sicher zu tragen weiss, aber auch die krone nur^ denn sie war nun ohne macht, bald auch ohne glanz! Diesen allen aber gegenttber die eiserne consequenz und gehaltene wttrde lohanns des einundzwanzigsten, die wirkungslose milde Benedict des zwdlften, das schneidende eingreifen Clemens des sechsten !

Unter den ziemlich zahlreichen geschichtschreibern der er- sten hUfte des vierzehnten iahrhunderts, welche meist auch da- rin den charakter einer Ubergangszeit an sich tragen, dass sie eine gewisse mitte bilden zwischen den mehr allgemeinen der frUheren iahrhunderte und den noch mehr particularen der sp&teren, hatte michKarls biografie am meisten ttberrascht. Diese selbst- bekenntnisse des kaisers ttber sein bewegtes iugendleben schie- nen mir ein eigenthttmlicher nationalschatz , der zugsinglicher gemacht werden mttsse als er es in der allein noch bekannten

Vlll y 0 R R E D E.

sehlechten und seltenen ausgabe Frehers ist. Da niemand meinen auch &ffentlich' ausgesprochenen wunsch erfUllte, verschaffte ich mir durch die giitige vermittlung Chmels eine abschrift der besten unter den Wiener handschriften. Dann 1840 in Mttnchen, wo ich auf der hofbibliothelc wie friiher und spttter die beste aufnahme fand, machte mich Schmeller mit einer Yollstandigen handschrift der Chronica de Gestis Principum, und Fdringer mit Lipowslcys verschollener untersuchung ttber deren urheber be- kannt. Alsich nun auch des lohann von Victring originalhandschrift gesehen hatte, und nicht daran zweifelte dassich, selbst ohne hand- schriftliche httlfsmittel, auchnochandere quellendurch bequemeres format, bessere interpunction, chronologische marginalien, geogra- flsche und andere erl&uterungen , wesentlich nutzbarer machen k{(nnte, entstand allmHlig in mir der gedanken iene biografie nicht vereinzelt zu lassen, sondern einen band geschichtsquellen des vierzehnten iahrhunderts zu bilden, der nun vollendet vorliegt.

Es ist meine absicht diesem bande noch andere fthnliche folgen zu lassen, wie die zeit gestattet, die neigung antreibt, der stoff sich darbietet; ohne anderes gesetz als dass ieder band eine zusammengehOrige masse bilde. Darum gab ich noch einen allgemeineren titel bei, der f ortgeftthrt werden soll ; neben dem aber auch kttnftig ieder band einen besonderen haben, und gleich diesem einzeln kSuflich sein soll.

Man hat bei uns die classiker der Griechen und R($mer so oft, ia unztthlbar oft aufgelegt, die uns doch viel weniger an- gehen, von denen ich sagen m(ichte was Hamlet von ienem schauspieler sagt der die alte Hecuba so rtthrend darstellte: what*s Hecuba to him orhe to Hecuba? Es war in zeiten, in denen die nation sich selbst verloren hatte. Wenn sie nun zum zweitenmal schlaftrunken aufwacht, und spSt genug ! sich selbst wieder flnden will, so werden auch die classiker ihrer geschichte willkommen sein, die nur erst einmal oder ein paar mal, aber weder fttr den handgebrauch noch fUr den privatbesitz, ge- druckt sind, zumal wenn noch ungedruckt gebliebenes damit ver- bunden wird. Denn hoc nunc est os ex ossibus nostris et caro de carne nostra, hier sind lebendige und wahrhaftige zeugen d^r geschichte unsers vaterlandes.

1} Vorrede zu den Reg. Lud. seite ix und xi. Dort habe ich mich schon ausgesprochen iiber die wiinschbarkeit yon ausgaben unserer geschicht- schreiber auch unabhangig von den Monumenta Germaniae.

V 0 R R E D E. IX

MHchie es mir gelingen durch solche handausgaben , welche gut genug sindy um selbst dann brauchbar zu bleiben, wenn einst nach manchem iahr die Monumenta Germaniae historica medii aevi mit gr(jsseren kraften hier und da gebesserte abdrucke liefern soUten, dem selbstbewusstsein unsers volkes, so weit dieses auf der kenntniss der vergangenheit ruht, einigen vor- schub zu leisten. Insbesondere wiinsche ich dass lehrer der vaterl&ndischen geschichte sich hier auf eine bequeme weise mit deren quellen bekannt machen, und ihre schiiler zu gleicher bekanntschaft aufmuntern mdchten. Mit alleiniger ausnahme des lohann von Victring ist kein schriftsteller in diesem bande so umfangsreich dass er sich nicht in wenigen stunden durch- lesen liesse. Ein wie viel lebendigeres bild der zeit Isisst sich daraus sch(jpfen als aus allen neueren handbilchern! Sehr zweckmassig wird es sein, selbst unerl&sslich wenn griindliche keimtniss gewonnen werden soll, die kaiserregesten ^ dabei zur seite zn haben. la nur wer selbst forscht, vermag recht zu verstehen, und das suchen und finden der wahrheit gew&hrt hier vorzugsweise eine freude welche iede miihe lohnt.

So viel im allgemeinen. Ich wende mich nun zu den ein- zelnen stiicken:

i Monachi Fiirstenfeldensis (vulgo Volcmari) Chronica de Gestis Principum a tempore Rudolfi regis usque ad tempora Ludovici imperatoris. 1273 i326. S. i 68. Vom verfasser wissen wir, wie meist, nur was er selbst sagt* £r sah wie im iahr 1277 oder 1278 konig Ottocar von Bohmen dem herzog Heinrich von NiederBaiern ein fass voll silber nach Straubingen schickte, beschreibt die todtenfeier Ottocars zu Prag 1278 als augenzeuge, war schiiler daselbst, und driingte sich mit kna- benhafter neugier im schlosse zu, als dessen vergiftet geglaubter sohn von den lirzten an den fUssen aufgehangen war. Im iahr 1290 treffen wir ihn zuerst im kloster Fiirstenfeld (westlich

1) Regesta Imperii inde ab anno mcccxiii usqne ad annum niccclxyii. Die Urkunden kaiser Ludwigs des Baiern , konig Friedrichs des Schonen und konig lohanns von Bohmen nebst einer auswahl von briefen und bullen dor pabste und anderer urkunden welche fur die geschichte Deutsch- lands Yon 1314 bis 1347 yorzuglich wichtig sind. In AuszUgen. Yon loh. Friedrich Bohmer. Frankfurt bei Schmerber (nun Halle bei Kersten) 1839. 4. xvi und 268 seiien. Hierzu gehort noch ein im iahr 1841 eben- daselbst erschienenes ersles Erganzungshefl Ton xii und 48 seiten Cpreiss 5 fl. 24 kr. und 27 kr. ordinair). Demnachst wird die zweite auflage der kaiserregesteo von 1246 bis 1313 erscheinen.

X VORREDE.

von MUnchen) wo er der feierlichen beisetzung des von ihm hdchlich gelobten ittngeren herzogs Ludwig von Baiern beiwohnte. Beim iahr 1313 spricht er von den angelegenheiten des klosters FUrstenfeld als den seinigen, beim iahr 1322 nennt eres: claus- trum nostrum. Noch pers()nlicher tritt er in demselben iahr kurz nach dem streit bei MUhldorf auf, als herzog Lupolts heer sich zurUckzog: Sed ego dum essem tunc temporis et eitdem nocte in Puoch proxima villa, et ibi laboriose grangiam custodirem, multi quasi furiosi transibant, incendentes villas ut ignis luce- ret eis per noctem. Duo ceperunt me tercius lancea me, pla- gavit. £t illa nocte quasi unus de scurris fui duabus vicibus denudatus. Que tamen omnia parvi pendi, cum viderem illos (die Oestreicher und Schwaben) versos in fugam, et regem nos- trum nobiliter triumphasse.*^ Oefele glaubte in dieser chronik das werk Volcmars abts von FUrstenfeld zu erkennen, welches Aventin erwahnt^. Allein A. L Lipowsky hat in seiner „Akade- mischen Rede von demNutzen der Geschichte" (Mtinchen. 1775.4) hinreichend gezeigt, dass dies ein irthum ist. Abt Volcmar der dem kloster FUrstenfeld seit 1284 dreissig iahre lang vorge- standen, war wie Aventin richtig sagt 1314 gestorben. Sein zur romerzeit beginnendes annalenwerk hatte daher mit unserer geschichte, die sich selbst als eine fortsetzung des Martinus Polonus giebt, und in ihrem besten theil zw()If iahre Uber Volcmars tod hinaus geht, nicht verwechselt werden sollen^.

1) Ganz so sprach ein bairischer bauer im iahr 1705 (Bair. Annalen vom 10 febr. 1835).

Ich Khlarwein sag wahr, es ist kein zweifel, Wer nit ist bairisch den hol der teufel. Man hat mich geschlagen wegen der tren: Khlarwein bleibt bairisch, lassts leben dabei.

2) Seite 748derIngoIstadter ausgabe der Ann. Boi. Volcmarus .. Fiirsten-

feldensiom antistes qui principibus nostris a consiliis fuit, aniialesque

Boiorum, qui autographi extant, ab irruptione eorum in provincias Romanas, hoc est ab anno Christi d.viii. ad annum m.ccc.x.iv. , quo obiit, deduxit; sua memoria res gestas, quibus etiam interfuit, accurate perscripsit.

3) Das von Aventin gemeinte annalenwerk erkenne ich in der Chronica Babarorum in Finauers Bibl. i, 169 194 und schon friiher bei Pez Script. Austr. 2, 63—72. Pez schreibt diese annalen zwar dem Bernardus Noricas zu, ledoch wie es scheint ohne besonderen grund. Finauers Siltere hs. nannfe den verfasser nicht, der doch sicher ein Baier war, wahrend des Bernardus Series ducum et principum Bavarie bei Rauch Script. Austr. 2, 344 ein verschiedenes werk ist. Bei den worten : Sua memoria res gestas, quibus etiam interfuit, accurate perscripsit, mag Aventin allerdings, aber verwechselnd, an die ihm nicht unbekannte Chronica de Gestis Principam gedacht haben.

YORREDE. XI

Der name des verfassers bleibt uns also unbekannt. Seine wahrheitsliebe im allgemeinen ISsst sich nicht bezweifeln, aber er ist nicht liber alles genau unterrichtet, oft unklar in der zeitfolge, gleich anderen schriftstellern der zeit nicht allzu ge- wandt im ausdruck, hdufig in unpassenden participialconstruc- tionen yerfangen. Von seiner gutbairischen gesinnung giebt die oben angefiihrte stelle hinlangliches zeugniss. Fiir die bairische geschichte ist er von 130$ an, und etwas spHter auch fUr die deutsche, eine hauptquelle. 1763 gab Oefele das werk in seinen Scriptores rerum Boicarum 2,529^-555 aus einer pa- pierhs. der churbairischen hofbibliothek in Miinchen zuerst heraus. Diese hs. war gegen die mitte des siebzehnten iahr- hunderts geschrieben, und hatte durch feuchtigkeit so sehr gelitten, dass im anfang mehreres nicht mehr gelesen werden konnte. Diese liicken hat Lipowsky in der oben erwdhnten rede erg^t aus „einem auf pergament geschriebenen codex, welcher wie die rechtschreibung (?) damaliger zeiten mit grund vermuthen Ilisst, von einem zeitgenossen verfertigt worden, und vielleicht gar die urschrift ist.^^ Einige lesefehler in Lipowskys mittheilungen, welche unverstandenen abkUrzungen in der von mir benutzten hs. entsprechen, lassen keinen zweifel, dass des- sen hs. dieselbe war, welche auch mir vorlag. Diese befindet sich auf der hofbibliothek zu Mtinchen und ist bezeichnet Ald. 161. Sie ist in folio auf pergament im dreizehnten und vier. zehnten iahrhundert geschrieben, und umfasst 58 bl&tter. Oben auf dem ersten blatt steht mit alter schrift: Liber sancte Marie virginis in Alderspach. Sie enthUt: blatt 1 Cronica de summis ponti- ficibus et imperatoribus ex diversis gestis temporum per fratrem Martinum compilata. Quoniam scire tempora summorum ponti- ficum ac imperatorum tandem ad concordiam redierunt, die iahre 1—1276 umfassend. bl. 27Cronica Romanorum. Prologus. Quoniam tempora summorum m.cc.Ixxx.vi. rex Rudolfus cu-

riam Auguste ibi etiam comitem de Tyrol ducem Karin.

fecit. bl. 33 Incipit compendium chronicarum ab orgine mundi ttsque ad annum domini m.cccxxx. Adam et Eva corruit , h(Jrt schon beim iahre 1276 in der mitte einer seite auf. bl. 46 58 folgt die abgedruckte Chronica de Gestis Principum. Sie h(irt auf ihrer letzten seite ziemlich oben auf , worauf von spaterer hand des vierzehnten iahrhunderts noch folgende gedenkverse eingeschrieben sind:

XII VORKEDE.

In festo Luce completis mille trecentis £t quinquaginta sex annis omnipotentis Ob terre motum periit Basilia totum, Plurima sic castra cenobia montis et astra. Anno milleno tria c tricesimo primo Babenberg feroces prostravit Stef regis hostes, Streczenweger pugnam perfidie monstra iniquam Pacem spreverunt, cruciati perierunt. Anno milleno tria c quadrageno secundo Praxedis tai^tam Babenberg liomo vidit undam, Multos submersit, turrim cum ponte depressit. Post annos mille tria c tres x duo Christi Creverat ita satis de vino, quod michi gratis Vel nummis quinque vix urna dabatur in urbe. Annis millenis tricenis bisque vigenis Elapsis octavo terre motus fuit anno, Luce deus Saulum quando fecit fore Paulum. Anno milleno tria c tres x octo super adde Estas locustarum nimis volatus earum. Anno milleno tria c tricesimo quinto Narcissi festo venti rabiem memor esto. Anno milleno tria c viceno secundo, Recta potestate Ludwicus rex superavit Austraiem ducem Wennczeslaum Fridericum. Ich glaube dass die beiden ersten stUcJce noch im dreizehntea iahrhundert geschrieben sind. Die schrift unserer chronik ist spgter, doch JcQnnte man sie leicht fur alter halten als das iahr 1326 in welchem sie schliesst. Um so gewisser ist sie der abfassung gleichzeitig. Da nun der verfasser gleich im eingang ausdrucklich sagt, das er den Martinus Polonus fortsetze, und dieser sich in demselben bande von einer alteren hand vorfin- det, so bestehtziemlichegewissheit, dass hier die urspriingliche reinschrift vorliege. Ob solche gerade von dem verfasser selbst oder von einem andern reinschreiber herriihre, mdchte schwerer zu entscheiden sein. ledenfalls ist sie nicht corrigirt, denn sie enth£ilt eine kleine anzahl offenbarer schreibfehler , wie sie allerdings einem abschreiber leichter entwischen als einem verfasser. Die aufschrift, welche die hs, als dem kloster Alders- bach gehdrig bezeichnet, darf an dieser vermuthung durchaus nicht irre machen. Denn Furstenfeld war mit m^nchen von

YORREDE. XIII

Aldersbach besetzt, welches zwar nicht gerade bei der stiftung (denn diese erfolgte schon 1266) aber doch bald darauf seinem tochterkloster den Martinus Polonus mag tiberlassen haben. Heinem abdruck habe ich diese hs. durchaus zu grunde gelegt, 80 dass es meine absicht war iede abweichung von derselben in den noten anzugeben. Wo ich eine solche ndthig fand, folgte ich am liebsten dem friiheren abdruck, welcher allerdings in einigen einzelnen flUlen eine bessere lesart darbot, die dann wohl von Oefele oder dem schreiber seiner hs. herrtihrte. Uebrigens ist in meinem abdruck keine seite, welche nicht gegen den Mheren abdruck wesentlich gebessert wftre, so zwar dass viele stellen ietzt erst einen sinn darbieten. Ausser den vielen Iticken un anfange fehlt auch spSter bei Oefele eine ganze zeile, nSm- lich seite 64 zeile 18 die worte: ubi in civitate Honacensi loco tutissimo servantur. Oft war der text bis zur unverst^nd- lichkeit verdorben, z. b. 4, 26 stand diu statt die ; 5, 24 dominum statt durum; 6,17 habuerunt statt debuerant; 7,2 de parte statt comperto quod; 8,13 alium statt aliquando; 9,22 inter- imere statt interire; 10, 13 opus statt opibus ; 11, 19 quos nove- rat statt qui noverunt; 12, 21 sicut olim mortales statt sicut olim, ubi mortales, und so fort, was ich hier als maszstab der verbesserungen anftihre, welche diesem sttick und auch den meisten folgenden in meinen abdrticken geworden sind.

2. Nicolai episcapi Botrontinensis Relatio de Heinrici septimi imperatoris Itinere Italico ad Clementem papam quintum iSiO— i3i3. S. 68 137. Nicolaus bischof von Butrinto in der erzdiocese von lanina, Corfu gegentiber, wareinm$nch des dominicanerordens, weshalb er auch f rater genannt wird. Den Italienern gegentiber nennt er sich einen Citramontaner doch unterscheidet er die Citramon- taner wieder von den Deutschen (Citramontani non - Theutonici). Er war also aus dem diesseits der alpen gelegenen romanischen theile des reichs, darum auch der italienischen und franzdschischen spra- che (deren letzterer kdnig Heinrich sich bediente) mSchtig, und zu versehickungen in Italien brauchbar. Gleich aus dem eingange seines werkes ersieht man, dass er schon im sept. 1310 zu Speier in kdnig Heinrichs umgebung und zeuge der ausrichtung einer wichtigen botschaft und geheimen unterhaltung war. In den von Ddnniges herausgegebenen Acta Heinrici septimi (Bero- lini 1839. 4. 1—2) erscheint er vielfach als mitglied des kdnig- lichen geheimen rathes. So im vertrauen seines herrn stehend

XIV Y 0 R R E D E.

dass er demselben auch widersprechende uberzeugungen nicht zu verschweigen brauchte, stellt er sich selbst in seinem be- richte dar, und so erweisen ihn auch die besonderen sendun- gen mit denen er beauftragt wird. NsUnlich nachdem er schon einmal im nov. und dec. 1310 von Asti sich lcurze zeit aus unbelcannter veranlassung vom hofe entfernt hatte, im april 1311 von Lodi zum pabst wegen dem ehedispens des grafen Guido von Flandern, worauf er vor Brescia nach dem 25 iuli, an welchem Walram von LUtzelburg blieb, zum kdnig zuriicklcehrte. Dann zweimal im sommer 1311 aus dem lager von Brescia zu den in dem rticken des heeres zu Soncino und Cremona sich aufhaltenden cardinlilen ; das erste mal mit einem aufgefange- nen briefe der Brescianer (seite 88 91) bei welcher veranlass- ung er einige tage lang von den gegnern gefangen gehalten wurde, das zweite mal um die verhslngung der excommunication iiber die aufst^ndischen zu erlangen. Dann mit Pandulfus de Sabello im october 1311 von Pavia aus nach Toscana nm dort die ankunft des kdnigs zu melden und von den stsLnden vor- laufige huldigung zu empfangen, worauf er gegen das ende des marz oder zu anfang des april in Pisa wieder zum hoflager kam. Endlich wieder mit Pandulfus zu ende aprils 1312 vor dem kOnige her nach Rom zu lohann dem bruder k5nig Ro- berts, gerade als dieser die maske fallen liess und sich offen als feind erkl&rte. Diesseits des castells Isola begeg- nete er nach wenigen tagen wieder dem immittelst vor- gertickten k5'nig Heinrich. Nun blieb er wieder bei demselben, und kommet zuletzt am 10 iuli 1313 zu Pisa (Acta Heinrici 2,93) in dessen umgebung vor. Unterdessen hatte derselbe am 25 april 1313 nicht nur den kdnig Robert ge&chtet, sondern auch durch ein in Deutschland aufgebotenes heer uhd noch unmittelbarer durch btindnisse mit iidnig Friedrich von Sicilien und die vereinigung der flotten Genuas und Pisas einen angriff gegen Robert vorbereitet, was den pabst auf andringen des kdnigs Philipp von Frankreich veranlasste unterm 12 iuni alle dieienigen mit der excommunicationzubedrohen, welcheden Robert zu wasser oder zu land angreifen wtirden. Diese bulle nebst einem besondern briefe tibersendete der pabst dem kaiser durch zwei dominicaner, und wir besitzen durch D^inniges das protocoll tiber die denselben in gegenwart unseres bischofs Nicolaus und andereir ertheilte audienz (Acta Heinrici 2,87). Der kaiser schickte nun

VORREDE. XV

bei diesem Avendepunct seiner verhaltnisse zu der pabstlichen curie mit deren riickkehrenden machtboten eine feierliche ge- sandtschaft nach Avignon, bestehend aus dem patriarchen von Antiochien, dem erzbischof von Genua, unserm bischof von Butrinto und dem grafen Amadeus vonSavoi (Alb. Mussatus de Gestis Ital. 16, 4), nebst einer noch erhaltenen instruction (Acta Heinrici 2, 81 86), wonach diese gesandtschaft dem pabst das treulose benehmen k6nig Roberts vorstellen, sich ttber des pabstes processe beklagen, sodann verlangen sollte: erstens die abordnung und geeignete bevollmachtiguug eines dem kaiser giinstiger gesinnten legaten, zweitens dass der pabst die in Roberts hiinden befindliche lehengttter der kirche in eigne ver- waltung nehme, damit sich dieser daraus nicht gegen den kaiser bebelfe, drittens dass der pabst seine processe gegen den kaiser als unpassend zurttcknehme. Zum zwecke dieser verhandlung wurde die gesandtschaft mit den nOthigen actenstttcken ver- sehen, deren verzeichniss ebenfalls erhalten ist, und deren eines bischof Nicolaus (s« 135 unten) als vor sich liegend erwShnt. Derselbe kam auch wirklich an den plLbstlichen hof und schrieb dort seine relation, und zwar nach dem tode des kaisers, des- sen angebliche vergiftung er erwahnt, und natttrlich vor dem tode des pabstes Clemens an den sie gerichtet ist, also zwischen dem 24 aug. 1313 und dem 20 april 1314. Was ihn zu dieser arbeit vermochte, kdnnen wlr aus den umstanden und dem in- halt mit ziemlicher gewissheit schliessen. Obgleich die psLbste bei den in Italien eingetretenen verwirrungen sich in das Rhone- thal geflttchtet hatten, wttnschten sie doch ietzt eben so wenig wie hundert iahre frtther, dass Sicilien Oberltalien und Deutsch- land in derselben hand vereinigt sei. Damals lag die gefahr zu nahe, dass der nachfolger Petri dadurch zu einem landes- bischof des kaisers herab sinken mdge. letzt hatten sie beson- dere aufforderung dies zu hindern, weil Apulien in den-h^nden eines verwandten ihres ietzigen schirmers, des kdnigs von Frank- reich, war. Bei diessen rttcksichten hOherer politik hatte sich am psibstlichen hofe eine ansicht tiber kaiser Heinrich gebildet, welche von derienigen unsers bischofs gar sehr verschieden war. Als treuer verehrer und anh^nger seines alten herrn, dessen rechtlichen und edeln charakter er in der uShe hatte kennen gelernt, fiind er sich um so mehr veranlasst auch nach dessen tod gegen diese misdeutungen aufzutreten, als selbst

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letzt noch am pSLbstlichen hofe ein process gegen das verfah- ren kaiser Heinrichs und fUr kSnig Robert eingeleitet war, dessen ergebniss am 21 mSrz 1314 wirklich publicirt wurde, und seitdem in die Clementinen des Corpus iuris canonici auf- genommen worden ist. Dieser zufdlligen geschaftsveranlas- sung verdanken wir die vorliegende relation, welche mithin nicht sowohl ein geschichtswerk als vielmehr ein actenstiick ist. Was und wie viel sich darin auf einzelne am hofe zu Avignon, und vielleicht vom pabste selbst, gegen den verfasser aus- gesprochene ausserungen bezieht, verm(igen wir ietzt nicht mehr zu erkennen. Allein das ist gewiss, dass der verfasser so gestellt war, um die wahrheit wissen zu kSnnen; dass er sie wirklich sagte, wie die genaue ttbereinstimmung mit den zahlreichen zum theil erst ietzt bekannt gewordenen urkunden und acten zeigt, dass er sie nach dem tode seines gdnnners ohne hofTnung auf belohnung und nur um ihrer selbst willen sagte, dass er aus voller Uberzeugung des herzens sprach wie iede seite davon den stempel an sich trSgt, zugleich aber auch mit iener ehrfurcht wie sie dem sichtbaren oberhaupt der christenheit gegenUber geziemte. Wenn er aus diesem schicklich- keitsgeftihl manches gemildert vortrSgt (man vergl. z. b. seine erz^hlung von der audienz der pabstlichen machtboten in Pisa s. 185 unten mit derienigenbei Alb. Mussatus), und gern andere sprechen ISsst wenn diese ansichten siussern die er selbst theilt, so scheut er sich doch nicht am schluss seine meinung Uber des pabstes handlungsweise ganz gerade herauszusagen. Die- selbe unabh&ngigkeit des urtheils zeigt er auch in bezug auf den kaiser, dem er so innig anhHngt, dessen fehler er aber auch nicht verschweigt, z. b. die harte gegen die Cremo- neser s. 92 oben, die verleihung der stMte Pavia Vercelli und Novara an Philipp von Savoi s. 93 unten. £s bedarf hiernach kaum der bemerkung, dass er als schriftsteller ersten ranges unzweifelhaft anzusehen ist, wie er auch in der gewandtheit des ausdrucks die meisten seiner zeitgenossen Ubertrifft. Nicht weiter wiil ich hier In seine charakteristik eingehen, aber ich hoffe dass ieder welcher diese vier bogen durchliest mit achtung und liebe erfUlIt werden, und sich freuen wird die bekannt- schaft eines so edeln mannes gemacht zu haben. Beim gebrauche ist mit ihm zunsLchst zu vergleichen Albertinus Mussatus (der auch gleich dem lohannes de Cermenate seiner gedenkt)

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in seiner Historia Henrici septimi Cesaris. Von der relation exislirt so yiel bekannt nur eine einzige hs., nummer 9920 der lcQniglichen bibliothek in Paris. Aus dieser gab sie 1693 zuerst heraus Baluze in seinen Vitae Papar, Avenion. 2, 1147—1230, dann 1726 loannis in seiner ausgabe von Reuber Script 795—832, und in demselben iahr Muratori in den Script. It. 9, 887—934. Die beiden letztern ausgaben sind nur nachdriicke der erstern. Huratori hatte zwar eine selbststiindige abschrift der hs., welche ihm der priester Dominicus Vandellius von Paris mitgebracht hatte, machte aber davon fUr seinen abdruck des textes durch- aus keinen gebrauch, sondern liess nur den abdruck des Baluze wiederholen, der auch meiner ausgabe zu grunde liegt.

5. Chromcon de ducibus Bavariae. i3ii—i372. S. i37—i47. Der ungenannte verfasser schrieb in dem iahr 1372, in welchem er auch schliesst, wie sich aus demienigen ergiebt was er zum iahr 1370 bemerkt. £r scheint in Regensburg oder in Ober- Altaich gelebt zu haben, weil er dort gestorbener und begrabener personen: des bischofs Nicolaus von Regensburg, des domini- canerbruders Arnold, des frommen Albrecht von Haigerlo, vor- zugsweise gedenkt. Sein glaube an die astrologie war gr()sser als seine kenntniss der thatsachen, die er theils in ihrem zu- sammenhange nicht kennt, wie z. b. Ludwigs vertrdge mit Friedrich dem Schdnen, theils sagenhaft darstellt, wie z. b. den ursprung der streitigkeiten zwischen kaiser Ludwig und pabst lohannes xxii. Der verfasser wusste es nicht anders, und hai durch diesse mittheilung weniger gefehlt als spdtere welche ihm mitieifoar oder unmittelbar allzugrossen glauben beigemessen haben. In eiuigem war er indessen doch gut unterriehtet. So kennt er z. fo. die empfehlung NiederBaierns seitens der herzoge Otto uad Stefan an herzog Ludwig von OberBaiera, welche uns die urkunde der ^adtLandshut vom 22 iuli 1313 (bei Oefele 2,128) begiaubigt; dann das ausschreiben kaiser Ludwigs an die reicfas- stfldte gegen herzog Heinrich von NiederBaiern vom 24 iuli 1334, wekhes ich im gegenwgrtigen bande s. 214 zum erstenmai foe- kajnnt mache. Gerade weil darin wahres mit sagenbaftem ge^ mischt, und also strenge priifung erforderlich ist, glaubte ich dieses kleine stUck mit aufnebmen zu sollen. Es hat sich in einer absclirift des Andreas Ratisponensis (aus der ersten hfilfte des vierzehntett aahrfaunderts), der viel daraus in seine ver- schiede&en werke aufgeaommen hat, in der alten churbairiscben

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hofbibliothek erhalten, aus der es Oefele 1763 in den Script. Boie. 1, 40 44 herausgab« GegenwsLrtiger abdruck ist eine wiederholung ienes friiheren.

4. Yita Ludovici quarti imperatoris. 1312—134^7. S. 14^8 161. Der ungenannte verfasser sagt: de Australibus hoc dico, ipsos parum diligo nec multum curo. £r war also ohne zweifel ein Baier und vielleicht ein mdnch des klosters Raitenbuch an der Ammer zwischen dem gebirg und dem Ammersee, wo sich die hs. zu anfang des achtzehnten iahrhunderts befand. £r schreibt mit Tieler lebhaftigkeit, fast sich iiberstilrzend, und giebt da- durch ein anziehendes bild der gesinnungen der zeit, die er beschrieb und der er ohne zweifel auch angeh(jrte, obgleich er erst nach Ludwigs tod schliesst. Wichtig ist er besonders durch die von ihm allein beschriebene zusammenkunft zu Ranshoven, auf welcher nach dem trefFen bei Gamelsdorf der erzbischof von Salzburg den nachherigen kaiser Ludwig zum frieden mit Friedrich dem Sch($nen stimmte. Aus dem einzigen codex gab im iahr 1725 Hier. Pez in seinen Script. rerum Austr. 2,415— 426 dieses stiick zum erstenmal heraus. Seine abschrift Avar schlecht und nicht einmal in sich richtig geordnet. £inige der gr<jbsten fehler konnte ich mit sicherheit verbessern.

5. Der Streit zu Muhldorf. 1322. S. 161—166. Diese kurze aber gehaltreiche und sch<jne erz^hlung eines gleichzeitigen miisste zu den perlen der deutschen geschichtschreibung ge- rechnet werden aus welcher zeit sie auch stammte, ist aber um 80 beachtungswerther da sie zugleich eines der siltesten denk- male geschichtlicher prosa in deutscher sprache ist. Zuerst hat sie 1721 Hier. Pez in den Script. rerum Austr. 1, 1002— 1003 aus einer KlosterNeuburger papierhs vom ende des vier- zehnten iahrhunderts herausgegeben, dann 1793 Rauch in sei- nen Script. rerum Austr. 2, 309—312 aus der hs. der Wiener hofbibliothek ms. rec. 1548. Herr Th. G. von Karaian in Wien, den ich um eine neue vergleichung dieser letzteren bat, erfttllte nicht nur diese bitte auf die gUtigste weise, sondern ttberraschte mich zugleich durch die einsendung eines noch Slteren und besseren textes, den er in der dortigen pergamenths. Salisb. 614 aus dem vierzehnten iahrhundert zuerst entdeckt hat, und durch eine von ihm selbst gemachte wiederherstellung, welche sich noch besser lesen lHsst. Hierdurch wird es nun auch wahr- scheinlich, dass der verfasser ein Salzburger war, womit seine

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glaubwiirdigkeit noch erhdlit wird, da geschlagene bundesge* nossen scharfe augen zu haben pflegen fiir allfsillige mSngel in der hauptflihrung. SpHter fand ich zu Miinchen in der hs. Cod. Germ. 317 (folio, pergamentund papier gemischt, aus dem fiinfzehnten iahrhundert, . ehemals monasterii sancte Crucis) noch eine niederschrift (mit der lesart: ze Aintzigen lilclcund), welche aber neben dem von Karaian entdeclcten text Iceinen werth hat. Dass doch der verfasser dieses lcleinen stiiclces uns eine grOssere geschichte hinterlassen hStte!

6. Noiae historicae ex codice coenobii servorum beatae Mariae virginis de la Scala Veronae. 1325—1327, S. 167—170. Dieses kleine denkmal, welches aus der originalniederschrift im lahr 178S von Verci in der Storia della marca Trivigiana 9, 88 zuerst herausgegeben worden ist, giebt ein gutes bild Tom eintritt Ludwigs in Italien, und yerdiente daher hier eine stelle. Auffallend sind bei der unzweifelhaften gleiclizeitigkeit einige chronologische irthiimer.

7. Albertini Mussati Ludovicus Bavarus 1327 1329. S. 170 192. Der verfasser war 1261 zu Padua geboren. Aus diirftiger iugend rang er sich empor. AIs dichter erliielt er 1316 den lorberkranz. Als rechtsanwalt erwarb er verm($gen und ansehen. £r ward ritter und mitglied des rathes seiner vaterstadt, die er nun auch oft als abgesanlter vertrat. So war er an k(inig Heinrich von Liitzelburg im iahr 1311 dreimal ab- geordnet, 1312 zum vierten mal nach Genua, wo er hundert tage blieb, und sich der besondern gunst desselben erfreute (Mussatus quem rex singulari amore fovebat). Dann 1313 und 1324 bei Can grande della Scala, 1318 in Tuscien, 1321 bei Friedrlch dem SchOnen. Auch gefochten hat er fiir seine vater- stadt: 1312 bei Poglana und 1314 vor Vicenza, wo er ver- wundet und gefangen wurde. Als aber in Padua selbst unter den vornehmen familien streitigkeiten ausbrachen, als seia schwiegervater von einem Carrara erschlagen, und der von ienes bruder Paolo Dente nun gegen ssimmtliche Carraras ge- machte versuch missglQckt war, wurde Albertus nach Chioggia verbannt. Er erlebte nun noch wie 1328 Marsilius von Carrara das zerriittete Padua an Can grande iibergab, und starb, da er selbst dann nicht heimkehren durfte als seine vaterstadt ihre freiheit verloren hatte, 1330 in seiner verbannung. Sein ganzer litera- rischer nachlass ist gesammelt und zuerst gedruckt in: Alber-

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tini Hussati Historia Augusta Henrici septimi CesaHs et alia quae extant Opera. Laurentii Pignorii spicilegio necnon F. Osii et N. Villani castigationibus illustrata. Venetiis 1636 fol Die geschichtlichen werJie welche er neben seinen poetischen hinter- liess hat er nicht erst im exil, sondern immer bald nach den ereignissen geschrieben. £s sind folgende: Historia Augusta sive de Gestis Henrici septimi Cesaris in sechzehn bUchern, 1310—13135 besonders gedruckt 1722 in Graevius Thes. Italiae 6b, 1 198; 1726 in Reuber Script. ed. loannis. 844—952; 1727 in Muratori Script. 10, 9—568. De Gestis Italicorum in zwOIf bUchern, 1313—1329, bei Graevius 1. c. 199-360; bei Muratori I. c. 571—568. Ludovicus Bavarus, 1327—1329, bci Graevius I. c. 361—367; bei Reuber Script. ed. loannis 991— 1000; bei Muratori I. c. 769—784. Diese s^mmtlichen abdrucke sind nur nachdrticke der ersten gesammtausgabe. Das letzte werk, welches ich hier wiederhole, ist besonders mangelhaft. Da iedoch Muratori in den noten varianten einer Mail^nder- Ambrosianischen und einer EstensischModenesischen hs. giebt, welche die lUcken bis auf eine gleich beim eingang befindliche ergsLnzen, und vielfach bessere lesarten gewahren, so Avar ich im stande auch ohne ungedruckte hUIfsmittel aus diesen noch unfoenutzten einen sehr wesentlich berichtigten, ia ich darf sagen nun erst lesbaren text zu liefern. Der verfasser hat sich in dieser in seinem letzten lebensiahr Cn^mlich im herbst 1329 noch vor Ludwigs austritt aus Italien vergl. s. 187 unten) ge- schriebenen und an einen ungerathenen sohn gerichteten ge- schichte von Ludwigs romfahrt, welche eigentlich einen zusatz zu dem werke de Gestis Italicorum bildet und das dort Uber- gangene verhHItniss zum kaiser nachholt, kUrzergeftest als bei seinen frUhereu werken, welche zeiten schilderten in deneii er noch selbst mitbandelnde person war. Ich hielt es fUr beson- ders anziehend, das man hier einen Italiener hCire Ufoer den eindruck dieser fUr Deutschland ziemlich wirkungslosen rom- fahrt auf Italien; dazu einen republicaner, dem auch das rimd' sche volk selbsthandelnd auftritt, und einen erfahrnen gr^n, der bei der zeitnahe der ereignisse ein entscheidendes urtheil Ufoer dieselfoen vermeidet, uns aber die genauste schilderung von Ladwjgs pers(jnlicher erscheinang hinterkssea hat. Auf diese tnittheiluttg gestUtzt, mit welcher zunachst Villani zu ver- gleichen ist, mag man paralellen ziehen mit Heinrichs des sie-

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beuten friiherer romfahrt uiid dem spateren zuge kOnig lohanns Yon BQhmen, welche alle drei in diesem bande (der letztere in der vita Karoli) ihre beschreiber haben.

8. Der Hoftag zu Coblenz. i338, S. 190—192. Englands Mnig Yor dem lcaiser erscheinend, liier bei der hoheit des r&mischen reichs seine lclage gegen Philipp von Valois anbringend und seine anspriiche auf Frankreich vorlegend : das ist gewiss eins der hervorleuchtendsten ereignisse in Ludwigs leben. Eine ueue ordnung der dinge hHtte dadurch herbeigefiihrt werden kdnnen, wenn Ludwig dem englischen kdnige wirklich mit dem verheissenen nachdruck beigestanden, und nicht so bald auf einige tauschende vorspiegelungen von dem eben geschlossenen bunde ab- und auf Frankreichs seite hiniibergesprungen wMre. Allerdings treulos, darum auch notam ex hoc maximi dedecoris incurrens loh. Vict. und cum magno vituperio Alemannorum Math. Nuwenb. Auffallend ist, dass iene zusammenkunft von den deutscheu chronisten nur eben erwahnt wird, und dass die Gesta Trevirorum ganz dariiber schweigen. Wir miissen also unsere nachrichten von den fremden entlehnen:

d) aus der Flandrischen chronik« Meinem freunde Guido Gdrres verdanke ich die bekanntschaft dieser genauen beschrei- bung; sie ist abgedruckt aus dessen exemplar der Choix de Chroniques et M^moires sur Thistoire de France avec notices litt^raires per I. A. C. Buchon. Anonyme. Chronique de du GuescIiQ Romances espagnoles et limousine sur Blanche de Bourbon etc. Paris chez Auguste Desrez 1838 in schmal quart (ist theil des s. g. Panth^on litt^raire) seite 669. Hierin sind s. 601-— 672 stUcke der Chronique in^dite de Flandres extrait des livres de Baudoin d^Avesnes aus der hs. 1649 der biblio- thek im Arsenal (sur papier de forme oblongue, non rogn^, schrift aus dem ende des vierzehnten iahrhunderts) abgedruckt. Der inhaltdieser chronik theiltsichindreihaupttheile: 1) Chro- nologie universelle bis 1315; 2) Chroniqne locale de Valen- ciennes bis 1355, enthsilt namentlich die geschichte des lehan Bernier eines angesehenen btirgers, seine grdsse seineu sturz und seine wiederherstellung, insbesondere auch das grosse fest welches er um lichtmess 1334 gab, welchem beiwohnten lohann kdnig von Bdhmen, Philipp kdnig von Navarra, der bi- schof von LUttich, Ludwig graf von Flandern u. s. w. mit tisch- ordnung, namen der damen die ieder fUhrte, angabe der ge-

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richte u. s. w.; 3) Chronique g^u^rale, mit erschaffung der welt beginnend, aber in immer engeren lcreis sich zusammen- ziehend und zuletzt blos franzCisische und flandrische angelegen- heiten enthaltend, bis zur tibergabe von Calais im august 1347. Ich habe absichtlich den ganzen inhalt dieser hs., tiber welche Buchon am schlusse noch einige verworrene notizen giebt, er- wdhnt, weil sie in bezug auf sitte und costUm eins der merk- wtirdigsten denkmaler, wohl auch eine der quellen des spttteren Froissart ist, und so weit ich urtheilen kann gar sehr ver- diente abgedruckt zu werden.

6) aus Henricus Knyghton apud Twysden Historiae Angli- canae Scriptores (London 1652 fol.) s. 2571.Knyghton war ein zeitgenosse des Froissart, der gleich ihm den schlnss des Yierzehnten iahrhunderts erreichte, und also bei dieser er- zsUblung frUhere quellen, vielleicht eben iene flandrische chronik, benutzte.

9. Briefe Luiwig des Baiern oder ihn betreffend 29 stUck. i3i5—i347. S. i92—227.